Vorwort von Felix Wölk

„Ich verkaufe Drogen“. Das waren die ersten Worte eines vom Leben gezeichneten Mannes. Er stand vor einer fünf Meter langen Nylon-Wurst, rauchte „schwarzen Krauser“ und bot einen verwegenen Anblick. Unmissverständlich wollte er uns an diesem matschigen, verregneten Grashügel etwas ganz Großes andrehen. Etwas mit dem Potenzial - so verriet es seine Ernsthaftigkeit - ein Leben komplett zu ändern.
Der Stoff war lupenrein, nannte sich „Drachenflug-Grundkurs“, der Dealer trug den Titel „Fluglehrer“, und der erste Quickpin, den ich durch die Basis steckte, machte mich abhängig.

Jede Mark floss seitdem in den Flugsport und bald verstand ich vollends, was er mit seinen ersten Worten meinte. Denn selbst wenn die ersten geflogenen Meter für einen Fußgänger bereits einer Offenbarung gleichen, so ist es spätestens nach dem ersten Thermikflug das Element Luft, das dich süchtig macht. Ein nicht zu stillender Hunger stellt sich dann ein, und einem freien Flieger verlangt es danach, diese dünne Masse am eigenen Leib zu erfahren und zu begreifen- in ihrer Komplexität, Sanftheit und auch Brutalität. Es ist die faszinierende Motivation, etwas scheinbar Ungreifbares zu beherrschen, dessen Bewegungen sich oftmals nur durch indirekte Zeichen visuell offenbaren.

Um eines der großen Abenteuer zu erleben, die auf jeden Piloten warten, ist in diesem Sport eine Verknüpfung von Sinnlichkeit und Logik gefordert. Die Sinne werden durch Übung und Erfahrung geschult, der logische Teil verlangt ein Wissen, das sich anzueignen sehr ratsam ist und einen theoretischen Lernprozess voraussetzt. Denn etwas Unsichtbares birgt Tücke und auch Gefahr. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist ein Buch wie dieses überfällig. Es trägt zum praktischen Verständnis der Luftmassenbewegungen bei und ist auf die Zielgruppe der Drachen- und Gleitschirmflieger ausgerichtet. Das bedeutet, dass primär lokalen Wettersystemen Bedeutung geschenkt wird.

Mal unter uns: Wenn du dich freust wie ein Schnitzel, aber gebannt zentrierst, weil dich gerade ein Mörderbart aus einem Felsloch katapultiert, helfen dir Fachsimpeleien über globale meteorologische Zusammenhänge reichlich wenig. Viel wichtiger ist dann ein Verständnis des Thermikbartes an sich, damit du weißt: Wenn mich der „ausspuckt“, könnte ich vielleicht ans Kielrohr „dengeln“, krieg dann womöglich noch die Basis in die Kauleiste, aber dann! Dann gebe ich Vollgas, überwinde den erwarteten Abwind im Sturzflug, fange so den Flügel souverän ab, um dann mit voll gespannter VG über das Tal zu speeden!! Ein Buch für jeden Thermik-Junkie, der an der Nadel hängt...

 



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